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EdTech
Konferenz
2022
„Learner´s Paradise“ oder „Allein unter Bots“?
Ein- und Rückblick der EdTech-Konferenz 2022 in Berlin
Auch die Lernenden selbst standen dort im Fokus.
Für Dr. Theodor Niehaus, Gründer von WorldSkills Germany und Präsident des Verbands Didacta, umfasst das Thema „EdTech“ drei Dimensionen: Es gehe um den Auf- und Ausbau von digitalen Kompetenzen, die Verbesserung von Lehr- und Lernprozessen durch digitale Technologien sowie um Start Ups im Bildungsbereich, in der sich immer mehr eine „super Szene“ jenseits von Amazon, Google, Microsoft etc. entwickle, sagte Niehaus bei seiner Standortbestimmung.
Trends
Der status quo sei durch personalisiertes Lernen, „EduTube“ und der zunehmenden Bedeutung von (Lern-) Videos sowie eines sozialen „Aufmerksamkeitswettbewerbs“ auch in Lernkontexten gezeichnet. Das „mit Abstand wichtigste Lernwerkzeug“ sei YouTube, aber auch Gamification (und E-Sports) würde zunehmend wichtig beim Lernen, das auch Spaß machen müsse, so Niehaus. Im Hinblick auf den zukünftigen Platz von Technologien wie Blockchain oder Metaverse in der Bildungslandschaft zeigte sich dieser zurückhaltend. „Wie sich das entwickeln wird, weiß ich noch nicht.“
Metaversum
Auch Josef Buschbacher, Veranstalter und Geschäftsführer der Corporate Learning & Change (CLC) GmbH, hielt sich bezüglich einer Prognose zur Nutzung des Metaversums als „erweiterten Lernraum“ zurück, betonte aber, dass dieses Thema und andere (digitale Twins, Cloud-Data-Ecosysteme, Digital Humans) die EdTech-Welt aktuell beschäftige. Vor nicht allzu langer Zeit seien auch AR- und VR-Anwendungen lediglich von „Early Adapters“ genutzt worden, nun sei deren Einsatz zum Zweck des Lernens breit in den Unternehmen angekommen. Eine solche Entwicklung würden andere Technologien auch nehmen.
Dr. Katja Bett + Josef Buschbacher
Robotic in a box
AR+VR in der Ausbildung
Weitere Stimmen zur aktuellen EdTech-Situation
Blockchain: Ein schwieriges Thema
„Es funktioniert also“
sagte Wittke und führte aus, welche Entwicklungen im Hinblick auf valide, digitale, standardisierte und maschinell verarbeitbare Urkunden zukunftsträchtig und notwendig sind, etwa vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Mobilität von Studierenden. „Wir sind das Schlusslicht vom Schlusslicht“, mahnte Wittke. Andere Hochschulen in Europa monierten schon, sie hätten nicht mehr die Möglichkeit, analoge Dokumente zu verarbeiten. Auch in einem Bewerbungsprozess könne aus Sicht der Unternehmen die digitale Urkunde eine wichtige Rolle spielen, etwa bei der Validierung beim Upload über eine Blockchain, so Wittke.
Neuerungen der Tech-Giganten
Wir befinden uns mitten in einer Revolution des Lernens
„Wir befinden uns mitten in einer Revolution des Lernens“
sagte der Zukunftsforscher und Buchautor Dr. Karlheinz Steinmüller. Neben bereits genannten Trends, zu denen Remote Lernen, Lernplattformen und die Herausbildung von Lernökosystemen sowie die Nutzung von Daten zu zählen sind, betonte dieser die „ungeheuren Möglichkeiten der Individualisierung“ beim Lernen. Die Pandemie habe in vielerlei Hinsicht als Akzelerator gewirkt; auch, was den „Fokus Mensch“ und die „wachsende Bedeutung personalisierten Lernens“ angehe (aber auch im Hinblick auf das Bewusstsein, psychische Faktoren stärker zu beachten).
„Allein unter Bots“ versus „Learner`s Paradise“
Mehr Eigenverantwortung beim Lernen zu haben und von Technologie unterstützt zu werden bei der Optimierung des Lernprozesses (Angebot der Inhalte, Kontrolle des Lernfortschritts, Nutzung von Daten) sei „etwas Wunderbares“. Gleichwohl ist für den Zukunftsforscher der Raum der Entwicklungsmöglichkeiten in der Bildungslandschaft offen.
„Die Leute sind relativ vereinzelt“, sagte Steinmüller zum möglichen Lernszenario
„Allein unter Bots“ mit folgenden Merkmalen:
- hochentwickelte EdTech-Systeme,
- wenig Kooperation unter den Lernenden und Lehrenden,
- Vernachlässigung von Teamlernen,
- unterentwickelte emotionale Rückkopplung.
Anders hingegen im Szenario „Learner`s Paradise“, das nach Steinmüller durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:
- hochentwickelte EdTech-Systeme sind verbunden mit der digitalen wie physischen Kooperation von Menschen,
- ständige Anpassung personalisierten Lernens, deren Potenziale durch Kooperation ausgeschöpft werden,
- Integration des Lernens und des Gelernten in die Praxis.
Auch Gamification spiele in diesem Szenario eine bedeutende Rolle. „Das ist etwas Natürliches“, die junge Generation wachse damit auf, sagte Steinmüller, für den darauf fußendes Lernen im Szenario „Learner`s Paradise“ sehr stark durch „Multi-Player-Games“ und diese durch die Verknüpfung von digitaler und physischer Welt sowie durch Emotionalität (emotionale Avatare) gekennzeichnet seien.
Hinsichtlich der Frage,
„Welche Art Bildung und Lernen brauchen wir?“,
fällt die Antwort des Zukunftsforschers wie folgt aus: Lern- und Arbeitswelten dürften nicht getrennt sein und Lernen müsse anhand von realen Problemen und Projekten stattfinden, formale Abschlüsse und praktische Erfahrungen müssten gleichwertig sein und egal, wo Lernen stattfinde, müssten dabei soziale Kompetenzen vermittelt werden. Allerdings stellte Steinmüller ebenso fest, dass auch bei der Erkennung von Emotionen KI auf dem Vormarsch sei und vielleicht sogar „mal die besseren Psychologen“ werde.
Adaptives Lernen (1): Analyse von Biosignalen
„Adaptive Systeme machen genau das“
Sie erfassten Informationen über den Kontext (Lernender, seine Aktivitäten, Lernzeit, genutzte Technologie etc.) und adaptierten, ordnen also zu. Biosignale (bspw. optische, elektrische und akustische) seien eine „spezifische Form von Kontext“.
„Die Intervention hat gewirkt“, sagte Mädche zur Erhöhung der Aufmerksamkeit aufgrund entsprechender Feedbacks.
In einem dritten Projekt ging es um nicht weniger als den „Flow“, also den mentalen Zustand völliger Vertiefung, höchster Konzentration und des restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit. „Das ist alles andere als trivial zu messen“, sagte Mädche. Im Daily Business auszufüllende Fragebögen seien dafür jedenfalls nicht geeignet. Am KIT wurde vielmehr die Herzratenvariabilität dafür herangezogen. Sie sei ein „guter Proxi für Flow-Erkennung“, sagte Mädche. Wenn Lernende bei bestimmten Lernaktivitäten nie im Flow seien, dann müsse über alternative Lernsettings nachgedacht werden.
Noch seien aus den 15 Millionen Datenpunkten, die in dem Projekt gewonnen werden konnten, keine Handlungsempfehlungen generiert worden. „Es ist uns gelungen, den Flow zu erkennen“, zeigte sich Mädche gleichwohl zufrieden und gab zu bedenken, dass der Einsatz von auf Biosignalen beruhenden adapativen Systemen auch eine Frage von Werten und der Kultur sei. Jedenfalls sei zu raten, sehr genau zu überlegen und zu kommunizieren, was mit den Erkenntnissen gemacht werden solle.
EdTech Konferenz
Am KIT ist ein System gebaut worden, um anhand des in virtuellen Meetings gesprochenen Worts rückwirkend (es gibt auch KI-basierte Sprachsysteme, die etwa in Callcentern den Agenten direkt Rückmeldung geben; siehe dazu Rainer Spies, „Wenn der Coach eine Maschine ist, Versicherungsmagazin, 12/2022) mittels dafür trainierter KI besondere emotionale Momente zu erkennen und mit diesen zu arbeiten (Feedback, Coaching, Training etc.). In einem zweiten Projekt wurde in Online-Meetings mittels Eye-Tracking analysiert, wie aufmerksam die Teilnehmer in der Sitzung sind.
Adaptives Lernen (2): KI-basiert und personalisiert
„Wir ermöglichen personalisiertes Lernen“,
sagte Andreas Kambach, Geschäftsführer der Area9 Lyceum GmbH, die eine weitere Spielart des adaptiven Lernens ermöglicht. Wir stellen sicher, dass das, was gelernt werden soll, auch gelernt und nachhaltig verstanden wird“, sagte Kambach. Etwa, in dem eine KI das Wissen eines Lernenden nach einer von ihm absolvierten Übung überprüft und ihn bei möglichen Wissenslücken zurück zu bestimmten Lerninhalten führt, um diese erneut zu bearbeiten.
„Wir gucken, welche Kompetenz bringt ein Lernender mit“,
gab Kambach einen weiteren Einblick in Anwendungsmöglichkeiten der Technologie von Area9 Lyceum, die in jedes LMS integrierbar ist. Alle Teilnehmer würden den gleichen Kurs machen, aber ihnen würden je nach Kompetenzlevel unterschiedliche Lernressourcen zugewiesen. Und weitere Schritte beim Lernen könnten davon abhängig gemacht werden, mit welchen Grad an Selbstsicherheit bestimmte Aufgaben (oder auch Übungen zu Fähigkeiten wie etwa bei Assistenzärzten) bewältigt wurden. Der Algorithmus führe die Lernenden „so lange herum, bis alle nachweislich einhundert Prozent Kompetenz erlangt haben“, so Kambach.
Der zeigte, wie „personalisierte Refresher“ funktionieren und dass die Lerntechnologie von Area9 Lyceum „reale Blended Trainings“ ermögliche, in dem ein Trainer vorab über die Lernzielschwierigkeiten einer Gruppe informiert werde. „Das lässt das Herz eines jeden Personalers oder Bildungsbeauftragen höher schlagen“, sagte Kambach am Ende und zeigte, welche Informationen anhand der Erfassung und Auswertung von Daten über die Lerner und den Lernprozess in einem Dashboard zusammengetragen werden können (bspw. Dauer der Lernzielerreichung, Entwicklungsweg bzw. Improvement eines Lerners, Ausmaß von unbewusster bzw. bewusster Kompetenz etc.).
Nachhaltige Digitalisierung der Bildung
Die Bedürfnisse der Lernenden müssten unbedingt mit berücksichtigt werden,
betonte Ullrich. Forschungsprojekte am Weizenbaum-Institut und Befragungen von studierenden Zielgruppen, die zum Teil im Kontext des „harten Changes“ während des Lockdowns durchgeführt werden konnten, hätten unter anderem gezeigt, dass sich Smart Speaker als alleinige Ansprechpartner in der hochschulischen Lehre „emotional frustrierend“ auswirken (es werden Fragen ohne Möglichkeit des Diskurses gestellt),
- bestimmte Lerninhalte nicht zielführend digitalisiert werden können und damit bestimmte Fächer besser oder schlechter für die virtuelle Lehre geeignet sind,
- vielfach (zwei Drittel der Probanden) die Qualität der Kommunikation beziehungsweise des sozialen Austausches rein virtueller Veranstaltungen als schlecht wahrgenommen wird und
- während virtueller Veranstaltungen das Ablenkungspotenzial als sehr hoch empfunden wird.
Korrespondierend zum letzten genannten Befund sei der Bedarf an Selbstdisziplinierung seitens der Studierenden jedoch positiv wahrgenommen worden und auch insgesamt erlaubten die Untersuchungen keine Schwarz-Weiß-Rückschlüsse nach dem Motto entweder digital oder analog, so Ullrich.
Das „Operating Model“ von CLC
Der Frage, wann welche Lernformate wie eingebettet in welche Prozesse in der Praxis im betrieblichen Lernen angewandt werden sollten, widmete sich Dr. Katja Bett, Geschäftsführerin der CLC GmbH. Bett stellte das „Operating Model“ von CLC vor und betonte: Wir starten „mit einer sauberen Analyse“ beziehungsweise der Antwort auf die Frage nach dem „Reifegrad“ des Bildungsgeschehens in einem Unternehmen. Anschließend gab Bett einen Einblick in die Elemente des Operatings Models (Formate-Guide, standardisierter Prozess der Produktentwicklung, der didaktischen Konzeption und der Medienerstellung, Instrumente, Rollenmodell, Make-Buy-Load-Entscheidungsmatrix).
Bett zeigte, dass die Frage, welche Lernformate im Einzelnen genutzt werden sollen, sehr gut anhand bestimmter Entscheidungskriterien (Zielgruppe, Größe, Lernziel, Komplexität der Inhalte, geeignet Sozialform, Produktionsdauer, Gültigkeit der Inhalte etc.) beantwortet werden könne. Anschließend zeigte die Diplompädagogin, wie CLC den Prozess der Produktentwicklung der Medienbausteine bis zur Endabnahme durch den Kunden gestaltet und welche Instrumente (Templates, Vorlagen, Checklisten etc.) dabei für was genutzt werden.
„Es kann sehr komplex werden“,
sagte Bett. Angefangen von Digital Learning Experten bzw. Experten für L&D über Fachexperten bzw. E-Learning-Autoren, Medienentwickler, Lernbegleiter bzw. Trainer bis hin zu Experten für Projektmanagement und Kommunikation seien in den Aufbau und die Umsetzung moderner Lernumgebungen in Unternehmen viele unterschiedliche Rollen mit der Folge verschiedener in- und externer Schnittstellen eingebunden. Damit verbunden ist auch die Frage, welcher Content intern erstellt, zugekauft oder frei verfügbar hochgeladen werden soll. Auch hier könne eine „Entscheidungsmatrix“ hilfreich sein, schloss Bett ihren Vortrag.
Einblicke die letzten EdTech Konferenzen
Kontakt zu uns:
- Projektmanagerin: Katja Wagner k.wagner@clc-learning.de
- Didaktische Konzeption: Larissa Cornely l.cornely@clc-learning.de
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